Erinnerungsblättchen zum 80. Geburtstag am 12. Dezember von Dr. Lothar Wedel

09. 12. 2019

Viele Perleberger betrachteten die Aktivitäten des Tierarztes Dr. Lothar Wedel Anfang der 1990er Jahre mit Bewunderung und Respekt. Viele gaben ihm Spenden mit auf seine Hilfstransporte in die ehemalige Sowjetunion, weil sie, wie er, das Teilen als Nächstenliebe verstanden. Andere hielten womöglich Distanz zu den Aktivitäten, weil sie die sowjetische Besatzungsmacht ablehnten oder die Hilfsbedürftigkeit des „großen Bruders“ nicht wahrhaben wollten. Dr. Lothar Wedel war von christlichen Motiven geleitet, als er schon in den 1980er Jahren zu den in Perleberg stationierten Soldaten und Offizieren der Sowjetarmee Kontakt suchte und dabei die Politik völlig ausblendete. Er sah in den Gesprächen nur den Menschen und sein Umfeld, und bemühte sich, zu helfen, wo Mangel herrschte.

 

Dr. Wedels Reisen mit dem privaten Pkw während seiner Urlaubszeit in die Sowjetunion waren in der DDR-Zeit von der Idee getragen, Hilfsgüter Bedürftigen zu bringen. Das hielt auch an, als die sowjetischen Truppen nach der Schaffung der Deutschen Einheit abzogen. Somit vergrößerte sich das Netz der Beteiligten, wenn die ehemaligen Offiziere in ihrem Heimatland für die Hilfstransporte von Dr. Wedel Kontakte zu Kirchen, Kinderheimen, Krankenhäusern, soziale Einrichtungen vermittelten. Inzwischen waren es Lkw-Ladungen an Kleidung, Medikamenten und Spielzeug, die die Perleberger zusammentrugen und verluden für Kinder, Alte und Schwache in den Staaten der GUS. Das Lächeln eines Kindes war ihm dafür der liebste Dank.

 

Das DRK, die Stadtverwaltung, ABM-Kräfte, die Kirche unterstützten diese Hilfslieferungen, welche die Helfer bis nach Murmansk und Baikalsee fuhren. Annähernd 70 Fahrten, jeweils bis zu 8000 km in jeweils durchschnittlich vier Wochen fanden zwischen 1990 und 2014 statt. Unwegsame Straßen, bedrohliche Situationen, Willkür an den Grenzstationen, schlechte Witterung, bescheidene Unterkünfte, wenig Schlaf, mitunter auf den LKws, und Motorschäden an den alten Fahrzeugen beeinträchtigten die Hilfstransporte. Dr. Wedels Devise war „Mit Gottes Hilfe machen, was möglich ist“.

 

Für dieses selbstlose Engagement erhielt Dr. Wedel zahlreiche Ehrungen, dessen besonderer Wesenszug unverändert bescheidenes und dankbares Auftreten gegen Jedermann war. Er sah sich durch Gottes Hilfe getragen und von christlichen Werten orientiert. 1994 erhielt Dr. Lothar Wedel das Bundesverdienstkreuz am Bande aus den Händen des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog. Zur gleichen Zeit ehrte ihn die Stadt Perleberg mit der Eintragung im Goldenen Buch. Dr. Lothar Wedel war Ehrenmitglied im DRK- Kreisverband Prignitz. Im Jahre 2010 wurde ihm die Winterfeldt-Menkin Medaille überreicht als höchste Auszeichnung des DRK Landesverbandes. 2013 wurde ihm die Europaurkunde des Landes Brandenburg für besondere Verdienste um die europäische Integration in Brandenburg verliehen.

 

Dr. Lothar Wedel hätte am 12. Dezember seinen 80. Geburtstag feiern können – wir erinnern an einen Menschen, dem die Nächstenliebe über allem stand. Das Erinnerungsblättchen ist in der Perleberger Stadtinformation ab sofort kostenfrei erhältlich.


Text: Martina Hennies, Stadt Perleberg

 

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