Erinnerungsblättchen Carl Ganzel

27. 04. 2018

Lebensgeschichten kreuzen sich mitunter und in einer Kleinstadt allemal. Simon Ganzel war in Putlitz Bäcker, Ratsmann und Mühlenbesitzer. Er sah für seinen Sohn Carl, geboren 1799, in der nächst gelegenen Stadt Perleberg eine gute Schulbildung und berufliches Fortkommen.

 

Zunächst besuchte der Junge die Schule in Perleberg, wo seine Mutter herstammte, wechselte an das Joachimtalsche Gymnasium nach Berlin, wo schon andere Perleberger Knaben weiterführende Bildung genossen, und kam zu einer Lehre an die Perleberger Löwenapotheke zurück, denn anschließend wollte er in Berlin Medizin studieren. Seine Studienzeit traf genau in jene Zeit, als die Studenten sich in Burschenschaften zusammenfanden und von einem einheitlichen Deutschland träumten. Carl engagierte sich politisch.

1819 wurde er als Doktor der Medizin promoviert und begab sich im darauffolgenden Jahr auf eine Reise durch Europa. Interessant daran sind seine Briefe mit Reiseberichten, die er an seine Schwester im Hause der Perleberger Großmutter sandte. Sie finanzierte die Reise und hatte gewiss besonderes Interesse daran, dass ihr Geld von Carl sinnvoll ausgegeben wurde und somit wohl auch an den Berichten. Umfänglich beschreibt der junge Mann seine Eindrücke in Ländern und Landstrichen, kulturelle Unterschiede, Besonderheiten und Unterhaltung.

 

Dr. Walter Hoffmann-Axthelm veröffentlichte vor fünf Jahrzehnten diese Reiseeindrücke, die dankenswerterweise als Grundlage für das neue Erinnerungsblättchen dienten. Anlass für die Erinnerung an den späteren Sanitätsrat Dr. Ganzel ist sein 130. Todestag am 1.5. Von seiner Europareise zurückgekehrt, richtete er sich in Perleberg eine Praxis ein, heiratete und gründete eine Familie.

 

In der Stadt engagierte er sich als Stadtverordnetenvorsteher und Arzt. Sein Wohnhaus mit Praxis stand an der Stelle, wo 1902 das Gebäude der Perleberger Viehversicherungsgesellschaft errichtet wurde, weshalb dieses Gebäude auf der Rückseite des Erinnerungsblättchens näher beschrieben wird.


Text: Martina Hennies, Stadt Perleberg

 

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