Nächster Vortrag der Jahresvortragsreihe 2016

Perleberg, den 28. 09. 2016

Montag, 3. Oktober 2016 um 19.00 Uhr am Tag der Deutschen Einheit!!!

Dr. Lutz Partenheimer, Historisches Institut der Universität Potsdam

 

3. Oktober 1157: Die erste Selbstbezeichnung Albrechts des Bären als Markgraf von Brandenburg in Werben und die Bedeutung des Altmärkisch-Prignitzer Grenzraumes in dieser Zeit.

 

Die historischen Landschaften im hochmittelalterlichen Deutschen Reich wie Bayern, Schwaben, Franken, Sachsen oder Thüringen verfügten um die Mitte des 12. Jahrhunderts bereits über eine weit zurückreichende und durch zahlreiche schriftliche Zeugnisse überlieferte Geschichte, über ein dichtes Gerüst der Militär-, Gerichts- und Sozialverfassung. Anders dagegen hier im Markengebiet zwischen der mittleren Elbe-Saale-Linie und der Oder, wo seit der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts Markgrafen als Grenzgrafen für die Sicherheit eines breiten Saumes am Rande der Siedlungsgebiete westslawischer Völkerschaften verantwortlich waren. Als solche Markgrafen (Grenzgrafen) von Brandenburg traten spätestens seit 1157 der Harzgraf Albrecht der Bär und sein Sohn Otto aus dem Hause Ballenstedt-Askanien ins Licht der Geschichte.

 

Am 3. Oktober des Jahres 1157 bezeichnete sich Albrecht der Bär, der Markgraf der Nordmark, in einer Urkunde erstmals als „marchio in Brandenborch" -Markgraf in Brandenburg -. Der 3. Oktober ist somit für uns Brandenburger nicht nur der Tag der Deutschen Einheit, sondern auch der Geburtstag der Brandenburger Identität.

 

Diese in einer Abschrift im Kopialbuch des Klosters Ilsenburg tradierte Urkunde wurde in Werben aufgesetzt: in der nahen Altmark. Die Staatswerdung Brandenburgs begann also auf dem Boden, der heute nicht mehr Bestandteil Brandenburg ist.

Lange Geburtswehen gingen voraus, die mit der Eroberung der Brandenburg, dem heutigen Brandenburg a. d. Havel, der seinerzeitigen Fürstenresidenz des slawischen Stammes der Heveller, durch König Heinrich I. im Winter 928/29 begannen. Nach wechselvollen Kämpfen und Annäherungen gelang es Albrecht dem Bären das ihm angetragene Erbe des letzten Hevellerfürsten Pribislaw-Heinrich am 11. Juni 1157 dauerhaft in seinen Besitz zu bringen.

 

Der mit den beiden Schlüsseltagen 11. Juni und 3. Oktober1157 einsetzende Aufstieg Brandenburgs unter den Askaniern zwischen rivalisierenden Mächten in Mecklenburg, Pommern, Polen, Magdeburg und Meißen ist von vielen Rätseln begleitet. Das Geheimnis des Ausbaus des ursprünglichen Königslehens zu einer Landesherrschaft mit Teilhabe der brandenburgischen Markgrafen an der Königswahl, das scheinbar unaufhaltsame Voranschreiten der Nachfahren Albrechts des Bären und seines Sohnes Otto beruht auf rationalen und irrationalen Gegebenheiten.

 

Der Referent spannt einen weiten Bogen brandenburgischer Landesgeschichte von der slawischen Einwanderung um 700 bis ins 13. Jahrhundert und erklärt die Bedeutung, die dabei dem 3. Oktober 1157 zukommt.

 

Dr. Lutz Partenheimer, Jg. 1957, erforscht und publiziert seit 1980 intensiv die mittelalterliche brandenburgische Geschichte, u.a. „Albrecht der Bär. Gründer der Mark Brandenburg und des Fürstentums Anhalt" und „ Die Entstehung der Mark Brandenburg" (beide Böhlau-Verlag), sowie „Die Johanniterkomturei Werben in der Altmark zwischen 1160 und 1542" (Lukas-Verlag).

 

Bild zur Meldung: Adolph Menzel 1834, Albrecht der Bär erobert die Brandenburg

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