Vortragsabend des Stadt- und Regionalmuseums: Buchvorstellung „James Broh. Deutscher, Jude, Sozialist (1867-1942)
Das Stadt- und Regionalmuseum Perleberg lädt zu seinem nächsten Vortragsabend „James Broh. Deutscher, Jude, Sozialist (1867-1942)“ mit Karl-Heinz Kaiser am 10. November um 19 Uhr recht herzlich ein.
Dieses Mal geht es um eine Buchvorstellung mit Vortrag über die eben erschienene Biographie des in Perleberg geborenen und aufgewachsenen Juristen James Broh (1867-1942). Sein Leben lang als Anwalt tätig, „lernte [er] als promovierter Rechtsanwalt in seiner beruflichen Tätigkeit die proletarischen Lebensbedingungen kennen, die ihm eine andere Welt erschlossen. In diesem Sinne war er ein Grenzgänger zwischen den gesellschaftlichen Klassen, auf der ständigen Suche nach einer besseren, menschlicheren Gesellschaft.“ (Die Herausgeber)
Norbert Kozicki und Karl-Heinz Kaiser haben über vier Jahre in nationalen und internationalen Archiven recherchiert und geben nun erstmals eine voluminöse Biographie über diesen jüdischen Rechtsanwalt und Sozialisten heraus. Das Buch erscheint in der Reihe „Zwischen Revolution und Kapitulation“ im Forum Perspektiven der Geschichte als Band 7. Mitautor Karl-Heinz Kaiser stellt die Neuerscheinung mit einem Vortrag im Stadt- und Regionalmuseum vor.
Erstmals liegt nun eine fundierte Biographie über den in Perleberg geborenen späteren Juristen James Broh auf dem Tisch, noch dazu mit einem Vorwort des Juristen Gregor Gysi. Bisher gab es über James Broh nur ein Perleberger Erinnerungsblättchen mit einer von Dr. Wolfram Hennies verfassten Kurzbiographie und einen Artikel vom selben Autor im Perleberger Heft Nr. 10. Nunmehr liegt eine umfassende wissenschaftliche Biographie über diesen hochinteressanten „Grenzgänger zwischen den gesellschaftlichen Klassen“ vor, die auch viele neue archivalischen Quellen zu seinem Leben, seiner beruflichen Karriere und seiner Emigration 1933 erschließt. Außerdem enthält sie die hier erstmals gedruckte Autobiographie, die James Broh 1940 für die Harvard Universität verfasste.
James Broh war ein Perleberger Kind und wuchs hier zwischen 1867 und 1880 auf, bevor seine Eltern nach Berlin übersiedelten. Dort studierte er ab 1881 Jura und promovierte 1893 in Erlangen. Das Stadt- und Regionalmuseum Perleberg erwarb vor kurzem seine 1892 in Berlin gedruckte Inaugural-Dissertation „Zur Interpretation der lex 15D. ad exhibendum (X,4)“, in der es um das Schatzrecht von Besitzer und Eigentümer geht. Nach fünf Jahren im Staatsdienst ließ er sich als Anwalt in Berlin nieder und beteiligte sich hier u. a. als SPD-Mitglied an der Mitarbeit an verschiedenen sozialistischen Zeitschriften und trat als Verteidiger in vielen großen politischen Prozessen hervor.
„Er gründete die sozialistische Jugendorganisation ‚Die arbeitende Jugend‘ und die gleichnamige Zeitschrift. Während der Novemberrevolution 1918 wurde er Generalsekretär des Berliner Arbeiter- und Soldatenrates und Generalsekretär des Vollzugsrates. Im Frühjahr 1919 zog er als Stadtverordneter in das Berlin-Charlottenburger Rathaus ein.“ (W. Hennies)
Die politischen Ereignisse in Folge des Reichstagsbrandes 1933 und die vom Landgericht Berlin verhängte Entziehung seiner anwaltlichen Lizenz und damit auch das Ende seiner Tätigkeit als Notar, veranlassten ihn, im Frühjahr 1933 mit seiner Frau über Marienbad nach Paris zu emigrieren, wo er als freier Schriftsteller und Publizist tätig war, 1940 seine Autobiographie niederschrieb und 1942 starb.
Für den Vortrag am 10. November um 19 Uhr bitten die Museumsmitarbeiter um Anmeldung via Telefon (03876 781-422) oder E-Mail ().
Bild zur Meldung: Gerichtszeichnung aus dem Jahr 1921: Szene aus einem Berliner Gerichtssaal, Prozess Hölz mit James Broh als Anwalt (4.v.l.).
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