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Auf den Spuren der Perleberger Stadtgeschichte: Das Kriegsende in der Rolandstadt

12. 05. 2025

Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Am 8. Mai gedachten die Menschen deutschlandweit der Opfer dieses Krieges und der Befreiung vom Nationalsozialismus. So auch in Perleberg. Am Vormittag gibt es eine beeindruckende Gedenkveranstaltung auf dem Sowjetischen Ehrenfriedhof auf dem Grahlplatz. Am Nachmittag treffen sich knapp 35 Perleberger und Gäste der Stadt, um sich auf Spurensuche zu begeben. Museumsleiterin Anja Pöpplau und der wissenschaftliche Mitarbeiter des Stadt- und Regionalmuseums Torsten Foelsch hatten dazu eingeladen, wollen über die Ereignisse im Frühjahr 1945 in der Rolandstadt berichten.

 

Unter dem Motto „Nie wieder Krieg!“ soll auf diesem Stadtrundgang erinnert und gedacht werden, so Anja Pöpplau. Sie berichtet, dass damals in den Monaten April und Mai auch in Perleberg noch viele Menschen auf eine Wende im Kriegsgeschehen hofften. Die Museumsleiterin berichtet, dass in der Kreisstadt Perleberg auch der Sitz der NSDAP-Kreisleitung war, viele Parteigrößen und Organisationen hier eine starke Präsenz zeigten. So auch die Hitlerjugend und der Bund Deutscher Mädel. Die Teilnehmer erfahren, dass die Kriegszeit in Perleberg auch durch die Stadtkaserne und den Flugplatz geprägt war.

 

Vor dem Museum erinnert Torsten Foelsch an Ferdinand Meier und Fritz Martin. „In dieser Zeit wurden in Deutschland viele Museen geplündert.“ In Perleberg sei dies Dank dieser beiden Museumspfleger anders gewesen. „Was im Laufe des Tages aus dem Haus getragen wurde, brachten sie am Abend wieder zurück. Und das unter Einsatz ihres Lebens.“ Im Stadt- und Regionalmuseum ist man den beiden Helden bis heute dankbar. So habe der Museumsbestand den Zweiten Weltkrieg überstanden. Erst in der SBZ (Sowjetischen Besatzungszone) und der DDR (Deutschen Demokratische Republik) seien Inventargegenstände und Dokumente verloren gegangen, die aus ideologischen Gründen aussortiert wurden. 

 

Vom Museum geht es zum Rathaus. Anja Pöpplau berichtet, dass die im April anrückenden amerikanischen Truppen am Westufer der Elbe anhielten, Wittenberge und Perleberg der Roten Armee überließen. Zu diesem Zeitpunkt, Anfang Mai, hatten die Bürger schon einen halben Monat keinen Strom mehr und durch die Zerstörung des Wasserturmes, mit dem ein Flugzeug kollidiert war, war auch die Trinkwasserversorgung nicht mehr gewährleistet.  „Und in Perleberg beschäftigte laut des Augenzeugenberichts des damals 14-jährigen Wolfgang Fischer die Einwohner nur noch zwei Fragen: Wo steht der Russe? Wann wird er hier sein?“, so Anja Pöpplau. „Für Perleberg gab es keinen Evakuierungsbefehl.“ 

 

Auf dem Großen Markt, vor dem Rathaus, sei ein bis dahin vorgedrungener Panzer angegriffen worden, der völlig ausbrannte, dabei die Häuser 19 bis 21 zerstörte. „Das Haus Nummer 21 ist völlig ausgebrannt“, weiß Torsten Foelsch zu berichten. Durch ein Rad zerstört wurde auch das Geschäft Steinke.

 

Die Teilnehmer gehen zum Wallgebäude. Dort erfahren sie, dass im einstigen Bürgergarten, dort wo heute die Musikschule ist, ein Behelfslazarett eingerichtet wurde. Immer wieder zitieren Anja Pöpplau und Torsten Foelsch aus den Aufzeichnungen des ehemaligen Lehrers Albert Hoppe. Dieser berichtete, dass die Stadt von Flüchtlingen überflutet wurde. Seit Februar 1945 seien diese nach Perleberg gekommen. Das Groß zog von hier über Lenzen weiter Richtung Hamburg. Sie hatten Angst vor den fremden Soldaten. Aber auch die eigenen Leute waren noch eine Gefahr. Anja Pöpplau berichtet von standrechtlichen Erschießungen, die Deutsche durchführten und an Ort und Stelle vollstreckten.

 

Am 4. April fielen erneut Bomben auf Perleberg. In der Mühlenstraße sind bis heute noch einige Lücken zu sehen, die auf diese Bombardierung zurückgehen, sagt Torsten Foelsch. Bei diesem Angriff starben 31 Menschen, wurden 27 Gebäude zerstört oder beschädigt. Dieser Bombenangriff verhinderte auch, dass der normale Schulbetrieb wieder aufgenommen werden konnte, wie Albert Hoppe berichtete.

 

Neben dem Ehrenfriedhof erinnert noch eine Gedenktafel in der Wollweberstraße/Ecke Bäckerstraße an die letzten Kriegstage und seine Opfer. Hier kam der Panzerfahrer Wasilij Fedorowitsch Krylow am 2. Mai ums Leben. Thomas Glass, Ortschronist aus Berge, weiß zu berichten, dass dieser Panzerfahrer (Jahrgang 1919) zunächst in Eldena beerdigt wurde, später aber seine letzte Ruhe auf dem Ehrenfriedhof in Ludwigslust fand. Glass weiß an den einzelnen Stationen viele Hintergründe zu den damaligen Ereignissen zu berichten, kann so die Aussagen ergänzen.

 

Am Sowjetischen Ehrenfriedhof geht die Führung zu Ende. Unterwegs haben die Teilnehmer viel über die letzten Kriegstage erfahren, auch dass viele Menschen sich das Leben nahmen. Insgesamt 925 Begräbnisse sind im Jahr 1945 in den Kirchenbüchern verzeichnet.

 

Anja Pöpplau berichtet abschließend, dass die Erforschung dieser Zeit noch in den Kinderschuhen stecke. Mit dem Perleberger Heft Nr. 32 „Kriegsende in der Prignitz“ von Lennart Gütschow wurde ein Anfang gemacht. Für sie und die Mitarbeiter des Museums ist es wichtig, dass sich die Perleberger, vor allem aber die jungen Leute, mit dem Kriegsende und den Ereignissen dieser Zeit befassen. Einen Anfang gibt es bereits am Ende des Stadtrundganges, denn noch auf dem Sowjetischen Ehrenfriedhof kommen die Teilnehmer ins Gespräch, tauschen sich aus, bringen dabei auch ihr Wissen ein.

 

Bild zur Meldung: Foto: Rolandstadt Perleberg/Renè Hill | Am Ehrenfriedhof endet der Stadtrundgang.

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