Fünf Projekte in der Rolandstadt beim Prignitzer Aktionstag

Der Prignitzer Aktionstag ist eine neue Form des Miteinanders, der Hilfe und Unterstützung des Ehrenamtes und der Begegnung. Der erste Prignitzer Aktionstag erlebte am Dienstag seine erste Auflage. Und als sich am späten Nachmittag zahlreiche Beteiligte aus den Teilnehmerstädten Perleberg und Wittenberge im Kulturkombinat zusammenfinden, herrscht hier eine tolle Stimmung, zeigen sie Begeisterung über einen gelungenen Tag.

In der Rolandstadt Perleberg werden am Dienstag fünf Projektideen umgesetzt. Das CJD Berlin-Brandenburg hatte eine inklusive Fahrradtour vorbereitet. Die Außenwohngruppe Heimathafen begibt sich um 10 Uhr auf Tour. Doch sie fahren nicht allein. Sie werden von Perlebergern begleitet, sodass insgesamt 32 Radler in Richtung Neue Mühle aufbrechen. Über die Sophienstraße und den Hagen geht es in das Perleberger Naherholungsgebiet an der Stepenitz. Eine Gruppe fährt weiter bis nach Lübzow.

Auf der Tour entstehen Kontakte zwischen Bewohnern der Außenwohngruppe und den anderen Radlern. Und so sind sich die Teilnehmer sicher, dass es nicht die erste und letzte Begegnung ist.

Stefan Flade, Sprecher des Aktionstages, berichtet über den Ausflug in den Tierpark. Diesen hatte die LAFIM Diakonie für Menschen im Alter GmbH mit ihren Bewohnern geplant. Besonderheit: Die Bewohner nutzen alle einen Rollstuhl, brauchen Hilfe und Unterstützung, um diesen Ausflug genießen zu können. Und diese bekommen sie, jeder Teilnehmer hat seinen Schiebenden. Drei Stunden seien sie unterwegs gewesen, so Flade. „Die Bewohner in ihren Rollstühlen waren ermattet, wir, die sie geschoben haben glücklich und zufrieden.“

Als Sprecher des Aktionstages fasst er die ersten Eindrücke der Projektgruppe zusammen: „Als Projektgruppe sind wir begeistert vom Engagement zum ersten Prignitzer Aktionstag. Für die Premiere war die Breite der eingereichten Projekte ebenso ermutigend wie die Offenheit und Bereitschaft der Prignitzer Unternehmen, sich auf ein solches Experiment einzulassen. In diesen auch wirtschaftlich herausfordernden Zeiten freut uns dieses Engagement umso mehr.“

In Perleberg ist das Unternehmen EGGERS Umwelttechnik aus Wittenberge in zwei Projekten im Einsatz, unterstützt das Kulturkombinat Perleberg e.V. sowie die Rettungshundestaffel Prignitz e.V.

Im Kulturkombinat sind drei Auszubildende im Einsatz. Außerdem stellen sie einen Radlader sowie einen Stemmhammer zur Verfügung, so Vereinsvorsitzende Maria Kwaschik. Der Verein hat in den vergangenen viereinhalb Jahren das Gelände am Hohen Ende 25 Stück für Stück zur Nutzung hergerichtet. So entstand unter anderem ein Veranstaltungsraum. In einem kleinen Nachbarraum sind die Auszubildenden im Einsatz, entfernen den vorhandenen Stallfußboden, der durch Pflaster ersetzt werden soll. Die entfernten Steine kommen zunächst per Schubkarre in einen Radlader, der sie dann in den Container bringt. Vom Verein sind über den Aktionstag verteilt 15 Vereinsmitglieder im Einsatz. Sie befassen sich auch mit der Entkernung der Ruine. Beim Feierabend-Treffen können sie stolz das Ergebnis vorweisen. Der Schuttberg ist sehr klein, die Materialien sortiert und der Betrachter kann jetzt durchschauen, sieht die andere Seite des Gebäudes. Auch im Vorderhaus wird an der Nutzbarmachung weiterer Räume gearbeitet.

Zwei Auszubildende und zwei Mitarbeiter von EGGERS Umwelttechnik sind in der Reetzer Straße im Einsatz, unterstützen mit Manpower und Technik die Herrichtung des Trainings- und Ausbildungsplatzes für Rettungshunde. „Wir haben große Augen bekommen, als unsere Helfer heute Morgen hier mit so viel Technik ankamen“, freut sich Antonina Zado, Vorsitzende der Rettungshundestaffel Prignitz e.V. Sie und ihre Mitstreiterinnen sind begeistert über die tolle Unterstützung des Unternehmens. „Wir haben von der Sell GmbH eine Fläche hier zur Verfügung gestellt bekommen“, erzählt sie. „Diese wird nun eingezäunt und trainingstauglich hergerichtet.“ Am Ende des Tages sind die vier Unternehmensvertreter und die anwesenden Vereinsmitglieder um Antonina Zado zufrieden mit dem Erreichten. Der Verein hat endlich einen eigenen und vor allem nutzbaren Trainings- und Ausbildungsplatz für ihre Rettungshunde. Als nächstes wird dann noch der geschenkte Bauwagen hergerichtet, so die Vereinsvorsitzende.

Das fünfte Perleberger Projekt hatte der Bürgerverein Perleberg e.V. eingereicht. Vereinsvorsitzender Klaus Voigt und seiner Mitstreiter sind dabei die obere Etage über dem von ihm betriebenen Antiquariat zu entrümpeln, um auch diese nutzbar zu machen. „Wir brauchen mehr Platz für unsere Bücher, einen Platz zur Zwischenlagerung“, sagt er. Für den Bürgerverein ist dieser Aktionstag auch eine Möglichkeit, sich auf den BRANDENBURG-TAG 2025 in Perleberg vorzubereiten. „Wir wollen dabei sein mit unserem Antiquariat, eventuell im Hinterhof Lesungen durchführen.“  Dass der Bürgerverein beim Aktionstag dabei ist, ist David Dreker vom StadtLabor zu verdanken. „Er hatte uns darauf angesprochen“, sagt Klaus Voigt. Gleichzeitig bedankt er sich beim StadtLabor-Mitarbeiter, „der sich immer sehr für die Vereine engagiert“.

Unterstützung bekommen Klaus Voigt und seine Vereinsmitglieder vom Büro Architektur Stefan Kunzemann. Dieser hat nicht nur weitere Helfer mitgebracht, sondern er sortiert auch Materialien aus, die noch wiederverwendet werden können.

Reinhard Lang vom Projekt InNoWest der Fachhochschule Potsdam hatte die Idee nach Perleberg gebracht. Er zeigt sich am Ende des Tages zufrieden. Es habe auch in Perleberg und Wittenberge funktioniert, dass sich Unternehmen in der Region engagieren, aber nicht mit einem Spendenscheck, sondern mit Zeit der Angestellten in einem Projekt. „So wird an einem Tag ein Mehrwert geschaffen und es wird öffentlichkeitswirksam eine Kunde nach draußen getragen.“

Er und alle Beteiligten sind sich sicher, diese Art der Zusammenarbeit zwischen Ehrenamt und Unternehmen wird in der Region eine Zukunft haben, auch außerhalb des Prignitzer Aktionstages, den es 2026 wieder geben soll.