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Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart – Perleberg gedenkt der Opfer des Holocaust und Nationalsozialismus

28. 01. 2025

Unter dem Motto „Juden werden hier nicht bedient“ steht die diesjährige Gedenkveranstaltung der Rolandstadt Perleberg zum Gedenken an die Opfer des Holocaust und des Nationalsozialismus. In die Aula des Gottfried-Arnold-Gymnasiums sind am Montagvormittag Vertreter aus der Kommunalpolitik ebenso gekommen wie Bürger der Stadt sowie Lehrer und Schüler des Gymnasiums. Insgesamt wohnten 130 Teilnehmer der Veranstaltung bei.

 

Musikalisch eröffneten Magdalena Telschow und Marianne Stepanjan von der Kreismusikschule Prignitz die Gedenkveranstaltung mit „Danny Boy“ von Richard Graf.

 

Gymnasiast Tobias Kutscher, der gemeinsam mit seiner Mitschülerin Sarah Gundlach die Veranstaltung moderiert, geht auf das Datum 27. Januar 1945 ein. An diesem Tag wurde das Konzentrationslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Dabei erinnert er an die Rede des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, die er 1996 im deutschen Bundestag hielt. Damals sagte er: „Auschwitz steht symbolhaft für millionenfachen Mord – vor allem an Juden, aber auch an anderen Volksgruppen. Es steht für Brutalität und Unmenschlichkeit, für Verfolgung und Unterdrückung, für die in perverser Perfektion organisierte ‚Vernichtung‘ von Menschen."

 

Bürgermeister Axel Schmidt erinnert in seiner Ansprache an den Rassenwahn und die „bürokratisch vollzogene Ermordung von Menschen“ durch die Nationalsozialisten. Dieses widerliche und abscheulichste Kapitel deutscher Geschichte ging vor 80 Jahren zu Ende, so der Bürgermeister. 

 

Er mahnt, dass diese Zeit nicht vergessen werden und diese Vergangenheit sich nicht wiederholen darf. Und so spannt Axel Schmidt den Bogen in die Gegenwart.  „Wir haben es mit dem Erstarken des Antisemitismus zu tun, mit der Zunahme antisemitischer Gewalt.“ Seit dem 7. Oktober 2023, der Geiselnahme von israelischen Geiseln durch die Hamas seien immer mehr antiisraelische Gesänge und Proteste auf den Straßen zu vernehmen. „Auf einem deutschen Weihnachtsmarkt wurden antisemitische Produkte angeboten“, stellt Axel Schmidt erschüttert fest. 

 

Für ihn ein Grund mehr, das Gespräch mit Zeitzeugen zu suchen, „um selbst Zeuge zu werden“. 

 

Axel Schmidt erinnert daran, „dass auch in Perleberg am 31. Januar 1933 das Stadtparlament aufgelöst wurde“. Unbequeme und politische Gegner seien in das KZ in der Feldstraße eingesperrt und nach dessen Auflösung am 29. Juni 1933 nach Oranienburg verlegt worden. 

 

In der Pogromnacht am 9. November 1938 gab es in der Rolandstadt, wie überall in Deutschland, Überfälle auf jüdische Mitbürger. 

 

In der Gedenkveranstaltung wird immer wieder an die Gräueltaten des Nationalsozialismus gedacht, aber auch über die Gegenwart gesprochen. So lesen Anja Pöpplau und Jürgen Schmidt Auszüge aus dem Buch „Damit die Erinnerung nicht verblasst wie die Nummer auf meinem Arm“. Darin erinnert sich der heute fast 100-jährige Albrecht Weinberg an den Holocaust. Die Gäste begleiten den KZ-Überlebenden durch verschiedene Etappen seines Lebens. So an die Aufnahme in die jüdische Schule, in der er und seine Schwester plötzlich gehen mussten, weil die Rassengesetze ihnen verboten gemeinsam mit „deutschen Kindern“ auf eine Schule zu gehen. Auf dem Weg dorthin wurden sie stets von den Schülern des benachbarten Gymnasiums bespuckt und beschimpft. Dem 9. November 1938, dem Transport ins Konzentrationslager Auschwitz, dem Überleben dort und schließlich der Befreiung im KZ Bergen-Belsen sind weitere Seiten gewidmet, die vorgetragen werden, die mit deutlichen Worten an dieses schreckliche Kapitel der Geschichte erinnern.

 

Nach dem Gedichtvortrag „Das Zeichen“ von Schalom Ben Chorin durch Kevin Thiele ergreifen die Gymnasiastinnen Lilly Radtke, Maria Zaak, Charlotte Tiburtius und Hannah Büsselmann das Wort. Sie verdeutlichen ihre Gedanken, die sie am Gedenktag der Opfer des Holocaust und des Nationalsozialismus bewegen. Sie verdeutlichen, wohin Hass, Ausgrenzung und Gewalt führen können, wenn niemand etwas dagegen tut. Daher mahnen sie, denn Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit seien immer noch eine große Gefahr. Sie schildern ihre Sorgen, ihre Ängste vor den Kriegen dieser Zeit, vor Inflation, Wirtschaftskrise und dem „kalten Becken des Lebens“.

 

Doch sie sind sich einig, sie wollen nicht aufgeben: „Vielleicht ist es genau das, was wir heute mitnehmen sollten“, sagt Hannah Büsselmann. „Zu erinnern, ja – aber auch nach vorne zu schauen. Es liegt in unserer Hand die Zukunft zu gestalten.“

 

Mit der vertonten Fassung des Gedichtes „Freunde, dass der Mandelzweig“ mit der Musik von Fritz Baltruweit, vorgetragen von Valerie Pey (Gesang) und Felix Mundt (E-Gitarre), geht die größte Gedenkveranstaltung in der Prignitz zu Ende.

 

Bild zur Meldung: Foto: Rolandstadt Perleberg/René Hill | Das Gedicht „Das Zeichen“ von Chalom Ben Chorin trägt Kevin Thiede vor.

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